*SUITE - für einen Abend Tanz*Hotel

Fragmentarisch, launisch - und zeitweilig niedergelassen.

  Reduziert auf eine einfache Schwarz-Weiß - Ästhethik wird die Sehnsucht nach individuellem Bewegungs- und Freiheitsdrang in einer spielerischen Choreographie von Soli, Duetten bis Sextetten zum Ausdruck gebracht. Max Regers Klavier-Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart bilden hierfür die musikalisch - dynamische Basis.

 
 Fotos: Dimo Dimov, Otto Jekel

Zu den Mozart-Variationen von Max Reger (1873-1916) 
Die Musik von Reger ist vielschichtig und kompliziert, häufig auf barocke Formen zurückgreifend, aber von spätromantischen expressionistischem Charakter. Die Mozart-Variationen op. 132 zählen zu den berühmtesten Werken Regers. Mit ihnen wird sein Spätwerk eingeleitet. Nach dem Entwurf der Orchesterfassung 1914, folgt die Bearbeitung für zwei Klaviere und ein Jahr später die vierhändige Fassung. Den Variationen liegt das grazile Thema des ersten Satzes von Mozarts berühmter Klaviersonate A-Dur KV 331 (aufgezeichnet 1779) zugrunde. Reger wählte ein Thema das schon von Mozart in sechs Variationen bearbeitet wurde. Regers Zyklus umfaßt acht Variationen und findet mit einer großangelegten Fuge seinen glanzvollen Abschluß. (Quelle: Gabriele Gefäller)

Choreographie
Irgendwann, trotz aller Anarchie, tritt ein Gesetz in Kraft, das uns zurückkommen, reflektieren lässt und uns dabei zu anderen macht, niedergelassen innerhalb einer künstlichen Balance, denn weiter können wir nicht - können wir nicht verstehen.

Das Tanzstück *Suite hat schon ein lange Geschichte zu erzählen. Entstanden aus einem Improvisations-projekt von 1999/2003, entwickelte sich im Verlauf der vielen Aufführungen und Stationen in aller Welt, nach und nach eine höchst differenzierte Choreographie. Bert Gstettner öffnet in *Suite den innersten Bereich von Tanz*Hotel: es ist ein durch puren, kraftvollen und ausdrucksstarken Tanz gestaltetes Werk. Es läßt Überflüssiges weg und kann dennoch alles - da wird geatmet. Individuum, Partnerschaft und Gruppe stehen in dieser Choreographie in einem permanenten Austausch, nichts bleibt ungehört oder unbeantwortet. In diesem Vorgang der Vertiefung gibt es nur mehr reines Spiel.

Archiv - Variation - Remix: Tanz*Hotel begibt sich in eine improkompositorische Suite - beiläufig, fragmentarisch, launisch. Die Choreographie wählt als Grundform die des Duetts. In der ersten Hälfte der Reger´schen Variationen wird diese Konstellation punktuell bis zum Sextett erweitert. Die am äußeren Rand der Spielfläche situierten Protagonisten durchqueren so lange das Zentrum des Geschehens, bis Rand und Mitte einen homogenen Raum bilden. Aus den nun entstehenden Figurengruppen, die an den Ausdruckstanz der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erinnern, schält sich für eine Weile ein Solotanz, die Sehnsucht nach individueller Bewegungsfreiheit verkörpernd, heraus. Dieser euphorisierende Moment überträgt sich nach und nach auf die gesamte Gruppe, bis ein abwechslungsreiches Spiel der Begenungen in den Tanz des 21. Jahrhunderts übergeht - relativ barock (!). B. G.

Feldkircher Tanzherbst

*SUITE Premiere der Live-Musik-Fassung der Mozart-Variationen von Max Reger
Pförtnerhaus Feldkirch / 24. September 2004, 20.00 Uhr


Fotos: Dimo Dimov

 Presse
"Energiegeladene Produktionen zeigte das Tanz*Hotel schon öfter. Doch so lustvoll und musikalisch hat man seine Tänzer (...) noch nie gesehen. *Suite überzeugt vor allem auch deshalb, weil es detailgenau gearbeitet ist und besticht durch die räumliche Gestaltung. Geschickt sind Soli und Gruppensequenzen zu einem Stück verwoben, das keinen Moment die Spannung verliert. Tänzerisch, leichtfüßig und humorvoll – solche Stücke sind rar geworden im zeitgenössischen Tanzschaffen. (...) Schön, daß man solche Stücke noch findet.”
Edith M. Wolf Perez, tanz affiche, 18.10.2001

"Überraschend ironische Momente bietet die Gruppe Tanz*Hotel in ihrer Suite: mit originellen Bewegungsmotiven und einer überaus witzigen Kostümierung werden die üblichen Kontraste des täglichen Lebens mit Humor und hohem technischen Können auf die Schaufel genommen.”
Hans Auinger, tanz.at, September 2002

“Knapp gefaßt greift Gstettner darin Bewegungselemente aus den einzelnen Epochen der amerikanischen Modern-Dance-Geschichte auf, reiht diese zur dynamischen Folge und veredelt den dynamischen Fluss mit dem für ihn so typischen skurrilen Humor, wie er sich grade in der Handhabung der exzentrischen Requisiten und Kostümkörper äußert.”
Ursula Kneiss, Der Standard, 19./20. Oktober 2002

“Ein leichtfüßiges, unterhaltsames Stück zu Max Regers Mozartvariationen....”
tanz .at, Oktober 2002

"Bert Gstettners Tanz*Hotel zeigt eine Black&White-Variation über Max Regers Mozart-Variationen, in der sich sechs Leiber zu einer Gironcoli-Skulptur finden. Geistreich."
Hansjörg Spies, Kleine Zeitung, 23.9.2003
"Die Variationen über ein Thema von Mozart haben Gstettner zu einem träumerisch bizarren Nachtstück angeregt, das er selbst immer wieder neu erfindet. (...) Verblüffend - wie stets - der Einfallsreichtum der Formen- und Bewegungssprache."
Brigitte Suchan, Wiener Zeitung, 23.9.2003
"(...) *Suite ist eines der wenigen Ensemblestücke, in denen Gstettner seine groteske, theatralische Sprache in beinah puren Tanz umsetzt. In Schwarzweiß gehalten, spielt der Choreograf mit ver-rückten Formen und bezieht die dehnbaren Kostüme wirkungsvoll mit ein."
Andrea Amort, Kurier, 23.9.2003

 "Bert Gstettner zeigt zu Max Regers ruhiger, untheatralischen Klaviervariationen über ein Thema von Mozart wandlungsreiche Schwarz-Weiß-Ästhetik in Perfektion."
Isabella Wallnöfer, Die Presse, 23.9.2003

"Bert Gstettner bringt nicht zuletzt durch fantasievolle Schwarz-Weiß-Kostüme mit seiner "*Suite" zu Max Regers Variationen über ein Thema von Mozart op. 132a, mehr Theatralik ein, macht barocke Zitate der Musik sichtbar und stellt tänzerische
Virtuosität neben Ausdrucksstärke."
Silvia Kargl, Salzburger Nachrichten, 23.9.2003

"Zum musikalischen "Traummännlein" sind Choreograf Gstettner wahrhaft traumhafte Bild-Assoziationen eingefallen - mit Witz, Ironie und Poes."
Silvia Nagl, OÖ Nachrichten, 23.9.2003

"So war es denn auch ein mit heftigem Applaus angenommener Abend, den die vier ChoreographInnen mit Witz und Anstand präsentierten. Mit bekannten Mitteln arbeitet auch Bert Gstettner, der den Begriff Barockmusik ziemlich weit fasst und Max Regers Klaviervariationen über ein Thema von Mozart als Begleitmusik zu einer schwarz-weißen skulpturalen Choreografie wählt. Sechs TänzerInnen (...) - je drei in Schwarz, drei in Weiß - bewegen sich gemessen und gymnastisch, spielen mit elastischen Gewändern und erinnern damit an die Straßentheaterkunst von 'Vis plastica'."
Ditta Rudle, tanz.at, September 2003


Foto: Dimo Dimov

 Team
Choreographie, Licht-, Bühnen- und Kostümdesign  Bert Gstettner
Tanz  Alexander Strauß, Tanja Pastonjicki, Doris Reisinger, Regina Ramsl,
Dominik Mayrhofer-Grünbühel, Radek Hewelt
Klavier Yukie Togashi und Tomoko Aikawa (Klavierklasse: Sebastian Euler)
Beleuchtung  Klaus Greif   / Kostüm Ruth Gold / Bert Gstettner
Musik Max Reger: Variationen über ein Thema von Mozart Opus 132 a (Arrangement für Klavier zu vier Händen von Reger, 1915; Thema, Variation I-VIII und Fuge)